Shotokan vs. Selbstverteidigung

Grundsätzlich läßt sich sagen, das Karate als Mittel zur Selbstverteidigung entwickelt wurde. Sie ist der eigentliche Ursprung einer jeden Kampfkunst.Es sei anzumerken das in der heutigen Zeit Karate mehr als Wettkampfsport u. Körpererziehung gelehrt u. trainiert wird.Was maßgeblich zu seiner Verbreitung beigetragen hat. So wurden jedoch gefährliche Techniken, die zu Verletzungen führten, abgemildert oder gänzlich aus dem Wettkampfsport oder auch den Kata (rituelle Formen des Karate) entfernt.Diese Techniken sind oder waren für die Selbstverteidigung unverzichtbar.

Ein alter Spruch lautet: Wer seine Wurzeln verliert, verliert auch seine Orientierung!“ 

Somit wird zwar einen der Leitsätze die im DOJOKUN (den 20 Leitsätzen des Shotokan Karate) von Funakoshi-Sensei verankert sind Rechnung getragen, “ Karate  ni sente nashi was soviel heißt wie,im Karate gibt es keinen ersten Angriff!“ Dieser Leitsatz bezieht sich in seiner Betrachtungsweise, aber mehr auf die defensive Ausrichtung des Karate u. weniger auf die reine technische Anwendung. Im eigentlichen Sinne sollte eine gereifte Persönlichkeit, auch in der Lage sein, eine Auseinandersetzung auszutragen, ohne kämpfen zu müssen!

So sollte man sich  Fragen, warum dann überhaupt Karate üben? Man könnt aufführen das es eine Reihe von anderen Kampfsportarten gibt die effektiver sind, wie die Combat -Systeme des israelischen Militärs ( Krav Maga) oder das Ju-Jutsu, das zu den Grundlagen bei der Polizei gehört u. das Wing Tsung das von den Kommando Spezial Kräften (KSK) der Bundeswehr bevorzugt wird, so gibt es noch einige Beispiele mehr, die grunsätzlich gut geeignet sind, zur Selbstverteidigung. Da sie auf Effektivität u. leicht zu erlernende Techniken setzen. Hierzu möcht ich nur kurz anmerken, das es egal ist, was für eine Kampfsportart man übt, dies geht immer einher mit Schweiß u. harten, körperlichen Training. Hierfür gibt es keine Abkürzung, schon gar nicht theoretisch … Es gibt nur einen Weg zum Erfolg …

Üben, üben u. immer wieder üben, bist das erlernte in Fleisch u. Blut übergegangen ist! Darin gleichen sich wohl alle Kampfkünste ausnahmslos.

 

 

Kompromissloses Handeln

Wer in eine Ernstfallsituation gerät, muss bereit sein sich seiner Haut zu wehren, ohne wenn u. aber! Hierfür zählen nicht nur körperliche Vorausetzungen, sprich Kampftechniken, sondern auch mentale Stärke, Konsequenz u. Entschlossenheit ( Ich schaffe das…, ich werde gewinnen…, etc.). In der realen Selbstverteidigung wird der Kampf im Kopf entschieden.

Vorbereitet sein!

Das Fundament hierfür wird im Training gelegt, durch ständiges Üben u.Wiederholen. So kann bei einem Angriff, das Erlernte ohne zu überlegen u. ohne Zeitverlust umgesetzt werden. Das eigentliche Ziel dabei sollte die Anpassung der Karatetechnik an die eigenen Fähigkeiten u. Körperverhältnisse sein. Erst durch diese Anpassung werden die Techniken  effektiv u. führen den Übenden zu einem höheren Niveau.

Shotokan vs. Selbstverteidigung

Im Karate dauert es recht lange bis man ein Niveau erreicht hat, mit dem man sich effektiv verteidigen kann. Dies liegt wohl auch am didaktischen Aufbau (vom Leichten zum Schweren, vom Bekannten zum Unbekannten), der Erfolg stellt sich erst nach regelmäßigen, langjährigen Training ein. Es muss wiederholt u. geübt werden u. wieder von vorne, solange bis die Techniken eingeschliffen sind u. nicht mehr bewußt darüber nachgedacht werden muss,  als ob sie ganz normal sind, wie das Gehen oder Zähneputzen… Das setzt ein hohes Maß an Entschlossenheit u. auch Kampfgeist voraus, um den eingeschlagenen Weg (DO) nicht zu verlassen u. durchzuhalten, doch es lohnt sich!

Grundlegend betrachtet, gilt dies natürlich auch für die Selbstverteidigung! Grundschule (Kihon), die rituelle Form (Kata), Freikampf (Kumite/ Randori) sind das Rüstzeug für effektive SV-Techniken, zwar wurden viele Techniken des Karate entschärft um den Trainingspartner wie eingangs erwähnt nicht zu verletzten. Doch lassen sich viele  Anregungen für effektive Selbstverteidigungstechniken in den Kata finden u. im Bunkai ( der Analyse der Kata) anwenden u. trainiern. Auch das Kumite mit seinen vielen Varianten bietet hier die Möglichkeit, von Timing, Kime, Distanzgefühl, Rhythmus, Schnelligkeit, Flexibilität, Entschlossenheit u. Konsequenz in der Ausführung der Technik u. trägt so seinen Teil bei, um eine Karate / SV -Technik besser zu machen u. sich konsequent zu wehr zu setzen.

Abhärten

Auch sollte erwähnt werden, das eine gewisse Abhärtung der Gliedmassen u.des Körpers nötig sind, um sich effektiv zu verteidigen. Bei regelmäßigem Training u.der nötigen Ausdauer werden sich diese Komponente aber früher oder später von selber einstellen.

Ein paar Anregungen :

  • Regelmäßiges Pratzentraining
  • Liegestütze in all seinen Varianten
  • Kotekitai
  • Ausdauertraining
  • Training im Freien
  • Training mit Waffen, Handeln, dem Partner als Gewicht od. Widerstand
  • Makiwaratraining
  • Sandsacktraining

Ãœber den Tellerrand schauen

Es kann auch nicht Schaden sich in anderen Kampfkünsten umzuschauen.Dort kann man auch viele  Anregungen u. Erfahrungen sammeln, um sie für sein eigenes Training zu nutzen. Letztendes ist Kampfkunst auch immer was sehr persönliches u. intivituelles. Jeder sollte den Kampfsport oder die Kampfkunst finden – die zu ihm passt. Dies geht aber nur, durch ausprobieren u. erfahren. Angemerkt sei jedoch, das man nicht zu früh mit dem Schnuppern in anderen Systemen beginnen sollte um sich selbst nicht zu überfordern.Wichtig für einen selber, sollte erst einmal die Auseinandersetzung mit den Grundlagen sein, werden diese erst einmal beherrscht, besteht immer die Möglichkeit auch auf zielgerichteten Lehrgängen sich weiterzubilden oder mit befreundeten Dojos aus anderen Budo – Stilrichtungen sich auszutaschen.

Wichtige mentale u. physische Eigenschaften für eine Selbstverteidigungs-Situation sind:

  • Selbstvertrauen u. ein gesundes Selbstbewusstsein
  • sicheres Auftreten
  • umsichtiges, aber konsequendes Handeln
  • ausgereifte Techniken u.das Verständnis für den richtigen Einsatz
  • eine aufrechte Körperhaltung u. ein fester Blick
  • und nicht zu vergessen die Stimme

Die Vorzüge des Shotokan Karate

Das Shotokan Karate geht über die reinen Kampftechniken hinaus. Wer lange genug trainiert u.durchhält, wird im Ernstfall davon profitieren u. nicht nur da, sondern auch im alltäglichen Leben…

  • Konzentration
  • Disziplin
  • Körperbeherrschung
  • Respekt u. Höflichkeit
  • Ruhe u. Harmonie
  • Entschlossenheit im Handeln

Dies sind nur einige Eigenschaften die durch kontinuierliches Training verbessert werden können.

Im weitesten Sinne übertragen sich diese Handlungsweisen  automatisch in unseren Alltag u. werden mit der Zeit Bestandteil unseres Charakters, der so nicht nur uns positiv formt, sondern auch unser weiteres Umfeld beeinflußt u. prägt.

Karate als effektive Verteidigung wurde von dem alten Karate – Meister Choki Motubu (1870-1944) so formuliert:

  • Tritte sind in einem Kampf nicht besonders effektiv.
  • Wenn man einen Tritt abwehrt, dann so (hart), als ob man das Schienbein des Gegners brechen wolle.
  • Man muss versuchen, die Technik an der Wurzel / Quelle abzuwehren. Also blockt man nicht die angreifende Hand, sondern den Arm.
  • Man muss lernen, Angriffen auszuweichen, sie abzulenken, auch wenn sie von hinterrücks kommen.
  • In einer echten Auseinandersetzung sollte man versuchen den Gegner in sein Gesicht zu schlagen, das ist am effektivsten.
  • Wenn man in das Gesicht schlägt, dann so, als wollte man durch den Kopf hindurch schlagen.

Dieser kämpferische Ansatz beschreibt aber worauf es in einer Selbstverteidigungs -Situation ankommt. So gilt es zwar die Ruhe zu bewahren, aber doch mit einer gewissen Grundaggressivität dem Angreifer gegenüber zu treten. Eine erfolgreiche Selbstverteidigung ist eine Sache der Bereitschaft und des Wissens, die mentalen u. eventl. körperlichen Grenzen des Angreifers u. natürlich die Eigenen zu kennen u. dennoch konsequent zu handeln. Diese Reaktion auf einen Angriff ist von der Sache sehr destruktiv u. schon gar nicht gewaltfrei, schützt aber nur so die eigene Unversehrtheit / das eigene Leben.

Sun Tzu ein alter Militärstratege u. General im alten China sagte dazu:“ Hundert Siege in hundert Schlachten zu erringen ist nicht die höchste Kunst. Den Feind  kampflos zu besiegen das ist die höchste Kunst!“

Grundlegende SV-Prinzipien:

  • Starke Blocktechniken (Oi komi / Hineintreiben in den Angriff)
  • Ausweichen / Wischtechniken
  • Ab- und Umlenken
  • Gegner auf Distanz halten
  • Doppelarmtechniken (Abwehr / Angriff in einem)
  • Angriff auf Vitalpunkte ( Kyusho)
  • SV-Techniken mit Hilfsmitteln (Stock,Stift…)
  • Kuzushi (Gegner destabiliesren, aus dem Gleichgewicht bringen)
  • Hebel – u. Würgegriffe

Wichtige Atemis (Schlag- u. Tritttechniken):

  • Ellbogen (Empi)
  • Knie (Hiza-Geri)
  • Fingerknöchel (Ippon Ken)
  • Handkante ( Shuto)
  • Handballen (Teisho)
  • Hammerfaust (Tettsui)
  • Fingerstich od. Handspitz (Nihon /Ippon – Nukite)
  • Fußballen,Ferse beim geraden Fußstoß (Mae-Geri / Kin-Geri)
  • aber auch ein Schlag mit der offenen Handfläche (Haishu), kann eine Konfrontation schnell beenden.

 

Abschliessend ist noch eins zu sagen:

Flucht ist keine Schande, sondern die beste Gewaltvermeidung! Also, Beine in die Hand u. ab durch die Mitte, soweit die Möglichkeit besteht … :)

Ein Zitat von Jim Lau lautet: Es gibt Zeiten, in denen man kämpfen muss um zu überleben, und es gibt Zeiten, in denen man abhauen sollte. Ich kenne keinen Kampfkünstler, der sein Leben riskieren würde, um seinen Geldbeutel zu retten…“

Quelltext u. Inspiration: Andreas Sturm – http://karate.zeitformat.de/grundlagen/karate_selbstverteidgung.htm